Biografische Skizzen


1.   Mona YAHIA „Die westliche Kultur hat mich sehr früh angezogen. Dort durfte man mehr Gefühle zeigen und Mädchen hatten mehr Freiheiten.“
 

Mona Yahia lebte als Tochter einer jüdischen Familie in Bagdad. Nach dem Sechs-Tage-Krieg zwischen Israel und Ägypten, Jordanien und Syrien 1967 und dem Putsch der Baath-Partei im Irak 1968 begann die Verfolgung der Juden im Irak. Daraufhin floh die Familie der Schriftstellerin nach Israel. Mona Yahia nahm die israelische Staatsbürgerschaft an und leistete ihren Militärdienst. Später studierte sie Psychologie und französische Literatur. Sie ging ein Jahr nach Paris, kehrte für sieben Jahre nach Israel zurück, beendete dort ihr Studium und begann zu malen. Die Kunstbewegung der „Neuen Wilden“ zog sie nach Deutschland. Hier studierte sie bei Harry Kramer in Kassel. Später kam das Schreiben dazu.

Heute lebt Mona Yahia als Schriftstellerin in Köln und hätte am liebsten einen Zweitwohnsitz in New York oder London.

Audiodatei: Material 3


2.   ANNA aus Polen*„Ich wünsche keinem so ein Leben, wie ich es als Illegale führe. Es gibt mich nicht – ich bin nicht da.“

*Anna möchte anonym bleiben.

„Du musst Deutsch lernen! Man weiß nie, wann der nächste Krieg kommt“, sagte die Großmutter zu Anna, als sie noch ein kleines Kind war.  20 Jahre später arbeitete Anna in Deutschland Tag und Nacht in einer Cafeteria für wenig Geld und dachte: „Oh Gott, wo bin ich nur gelandet?“ Sie war 1996 für drei Wochen „Urlaub“ nach Köln gekommen, um die Renovierung ihrer ausgebrannten Wohnung in Polen zu finanzieren. Doch das Geld, das sie in den drei Wochen verdient hatte, reichte nicht aus und sie entschloss sich, wieder nach Deutschland zu gehen. In Polen hatte sie zuletzt als Chefin der Zimmermädchen im besten Hotel der Stadt Leszna gearbeitet. In Deutschland verdient sie mittlerweile ihr Geld als Putzfrau: „Das würde ich in Polen nie machen!“ Die körperliche Arbeit ist anstrengend. Sie hat keine Krankenversicherung, auch keine Arbeitserlaubnis. Die Illegalität bereitet ihr Probleme: „Es ist als wärst Du nicht auf dieser Welt“, sagt sie.

Ihre Zukunft sieht sie in Polen, sie möchte irgendwann wieder zurück – vielleicht mit 50 Jahren. Doch sie weiß auch, dass das bis dahin zusammengesparte Geld nicht lange reichen wird. 

Audiodatei: Material 4